Welche Art von Feedback geht Ihnen leicht über die Lippen? Überschütten Sie andere bei besonderen Leistungen und außergewöhnlichen Ideen mit Lob und Anerkennung? Oder sehen Sie eher das Haar in
der Suppe?
Feedback hat das Ziel, ein bestimmtes Verhalten oder Ergebnis zu kommentieren. Dieser Kommentar kann bestärkend oder korrigierend ausfallen. Bestärkendes Feedback rückt die positiven Aspekte des
Verhaltens oder Ergebnisses in den Mittelpunkt. Korrigierendes Feedback richtet den Spot auf die Optimierung des Verhaltens.
Bestärkendes Feedback vs. Kompliment
Bestärkendes Feedback und Komplimente ähneln sich auf den ersten Blick sehr. Bei genauerer Betrachtung sind die Unterschiede sehr groß. Das Kompliment orientiert sich an Äußerlichkeiten. Ein „Dein Büro ist, aber toll aufgeräumt!“ oder „Wow, die neue Brille bringt deine Augen klasse zur Geltung!“ Bestärkendes Feedback hingegen unterstreicht ein positives Verhalten: „Ich finde es toll, dass Du dein Büro gestern extra aufgeräumt hast, weil Du wusstest, dass heute unser neuer Kunde kommt!“
Korrigierendes Feedback
Korrigierendes Feedback dient zur Navigation. Es ermittelt den aktuellen Standort und korrigiert bei Bedarf unsere Route. „Bei der nächsten Präsentation können Sie ruhig mehr Pausen einbauen. Dadurch bieten Sie dem Publikum die Möglichkeit, über das Gesagtes nachzudenken.“
Bestärkendes Feedback |
Das bisherige Verhalten wird wertgeschätzt und dadurch bestärkt. |
Korrigierendes Feedback |
Ein unangemessenes Verhalten wird so angesprochen, dass der andere einen Hinweis bekommt, was er in Zukunft verbessern kann. |
Korrigierendes Feedback zeichnet sich dadurch aus, dass wir dem anderen sagen, was er beim nächsten Mal verbessern kann. Der Fokus ist auf die Zukunft gerichtet. Leider sind wir alle eine Form des Feedbacks gewohnt, wo uns jemand sagt, was wir falsch gemacht haben. Das frustriert. Warum? Weil hier der Fokus auf die Vergangenheit gerichtet ist, an der wir nichts mehr verändern können. Kein Wunder, dass sich viele Menschen automatisch rechtfertigen, wenn wir ihnen sagen, was sie in der Vergangenheit falsch gemacht haben. Woran liegt es aber, dass es uns viel leichter von den Lippen geht, dem anderen zu sagen, was schief gelaufen ist? Das hat mit unseren Erfahrungen zu tun. Fast jeder von uns hat in der Schule Lehrer erlebt, die ihren Rotstift gezückt und in unsere Schulhefte eingeritzt haben, welche Fehler wir gemacht haben: „Grammatikfehler“ konnten wir lesen oder „Sinnzusammenhang falsch“ oder „Thema verfehlt“ usw. Jeder rot geschriebene Kommentar wirkte wie ein kleiner Nadelstich.
Jack Zenger und Joseph Folkmann gingen dieser Frage auf den Grund und brachten Licht ins Dunkle. Sie stellten fest, dass die besten Führungskräfte diejenigen waren, die vorwiegend bestärkendes Feedback gaben. Denn die Bestärkung vertieft die Beziehung und stärkt das Vertrauen. (Harvard Business Review: Leaders Aren’t Great at Judging How Inclusive They Are, J. Zenger and J. Folkmann, 2017) Bedauerlicherweise bekommen nur 14% der Mitarbeiter kontinuierliches Feedback zu Ihrer Leistung.
Feedback soll ein ständiger Begleiter sein. Insbesondere bei konkreten Anlässen können bestärkendes oder korrigierendes Feedback Wunder bewirken. Einer der bekanntesten Anlässe für Feedback ist das jährliche Mitarbeitergespräch. Doch ein jährliches Mitarbeitergespräch ist wie eine einzige Mahlzeit. Sie stillt unseren Hunger, macht uns aber nicht langfristig satt. Wohingegen regelmäßiges Feedback uns kontinuierlich nährt und uns genügend Energie zur Verfeinerung unserer Stärken bietet.
Autorin: Jennifer Berger, Stärkentrainer Team