Apple und Google haben es vorgemacht: Rutschen statt Treppen, Tischkicker statt langweilige Sitzinseln. Auch in Deutschland versuchen immer mehr Unternehmen, sich von anderen abzuheben, indem sie Mitarbeitern außergewöhnliche Extras anbieten.
Aber ist der Kampf um die besten Talente auf diese Weise zu gewinnen? Werden vielleicht sogar die echten Bedürfnisse der Mitarbeiter dabei vergessen?
Was spricht gegen Tischkicker, eigenen Parkplatz und Wellnessprogramm am Arbeitsplatz? Sicher nichts. Für einige Mitarbeiter sind diese Extras eine willkommene Abwechslung. Und was spricht gegen eine moderne Unternehmenskultur, die auf frisches Design und coole Lounges wert legt? Sicher auch nichts. Ganz im Gegenteil. Beim Einstellen und vor allem beim Halten von Talenten macht die Kultur sogar den wichtigsten Unterschied aus. Aber beim Thema Unternehmenskultur geht es um viel mehr als darum, ob die Mitarbeiter in der Mittagspause im Büro Yoga machen können. Beim Halten und Fördern von Talenten geht es um etwas anderes. Es geht darum, eine Umgebung zu schaffen, in der Menschen das Gefühl haben, sich verwirklichen zu können und glücklich zu sein. Extras sind eine Investition in den Moment. Wenn Unternehmen und Führungskräfte ihre Talente aber langfristig halten wollen, müssen sie in etwas anderes investieren. Sie müssen in etwas investieren, was die Talente nicht neben dem Job machen können, sondern was mit der Tätigkeit selbst zu tun hat. Wer bei seinen Aufgaben wirklich aufgeht, kommt gar nicht erst auf die Idee, eine Runde Tischkicker zu spielen.
Seit vielen Jahren wissen wir, dass Talente nicht einfach bloß mehr Geld verdienen wollen. Sie haben keine Lust, 50 Wochen im Jahr einen langweiligen Job zu machen, um sich dann zwei Wochen im Urlaub lebendig zu fühlen. Der Job ist zu einem wichtigen Instrument für ein glückliches Leben geworden. Das haben in den letzten Jahren zahlreiche Studien von Psychologen, Wirtschaftswissenschaftlern und Soziologen gezeigt. Sehr aufschlussreich ist beispielsweise ein Bericht der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2012 zum Thema „World Happiness“. Daraus wird deutlich, dass steigende Einkommen zwar in armen Gesellschaften das Glück steigern können, aber nicht in reicheren. In den USA ist seit 1960 das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf um ein Dreifaches gestiegen. Der Wert des Glücks ist dafür nahezu gleich geblieben. Menschen werden nicht notwendigerweise glücklicher, wenn sie mehr Geld verdienen.
Wann sind Mitarbeiter am Arbeitsplatz glücklich? Eine Antwort auf diese Frage gibt eine umfangreiche Studie von StepStone aus dem Jahr 2013. Befragt wurden 14.800 Unternehmen und Mitarbeiter aus sieben europäischen Ländern. Dazu gehören Deutschland, Frankreich, Österreich, Dänemark, Belgien, Niederlande und Schweden. Das Ergebnis lässt aufhorchen. Die wichtigsten Faktoren, die das Glück am Arbeitsplatz beeinflussen, haben rein gar nichts mit dem Einkommen zu tun. Ein faires Gehalt liegt erst an Platz 10 der Hitliste mit den wichtigsten Faktoren.
Der Schlüssel zum Glück am Arbeitsplatz liegt vor allem in der Unternehmens- und Führungskultur. Der Arbeitsplatz bedeutet mittlerweile wesentlich mehr als eine tägliche Abfolge von Aufgaben und eine Gehaltsabrechnung am Monatsende. Er ist zu einem Ort der Selbstverwirklichung geworden.
Es gibt viele gute Wege, eine Kultur zu schaffen, in der die Mitarbeiter sich verwirklichen und ihr Bestes geben können. Aber der kraftvollste Weg, eine Kultur zu entwickeln, die engagierte Mitarbeiter fördert und im Unternehmen hält, ist sicher das Erkennen und Entwickeln ihrer Stärken. Das Entwickeln der Stärken ist dabei kein Selbstzweck. Es ist sowohl für das Unternehmen als auch für den Mitarbeiter von unschätzbarem Wert. Warum?
Wenn Mitarbeiter die Möglichkeit haben, ihre Stärken einzusetzen, erleben sie drei Aspekte:
Eine Stärkenorientierung hat nicht nur entscheidende Vorteile für den einzelnen Mitarbeiter. Sie hat auch enorme positive Auswirkungen auf die Zusammenarbeit. In einer Unternehmenskultur, bei der es üblich ist, sich über die Schwächen und Fehler anderer zu beklagen, kommt echte Wertschätzung und Anerkennung der Menschen, so wie sie eben sind, immer zu kurz. Kein Wunder, dass sich Mitarbeiter in so einer Kultur auch gegenseitig nicht wertschätzen. Eine Stärkenkultur akzeptiert Unterschiede unter den Mitarbeitern nicht nur, sie betont sogar, wie wichtig es ist, dass verschiedene Mitarbeiter verschiedene Tätigkeiten besonders gut umsetzen können.
Der Wettbewerb um die „Extras“ wie Tischkicker & Co hält längst nicht, was er verspricht. Eine konkrete, persönliche Investition in die Entwicklung der Stärken von Mitarbeitern ist die beste Möglichkeit, um eine Kultur deutlich von der anderer Unternehmen abzuheben. Flüge im Helikopter und schicke Abendessen auf einer Luxusjacht führen vielleicht zu Aufmerksamkeit und Schlagzeilen, aber sie tragen nicht dazu bei, Talente im Unternehmen zu halten. Talente zu stärken dafür schon.
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