Stärkenorientierte Führungskunst zeigt sich darin, dass es der Führungskraft gelingt, den richtigen Mitarbeiter an die richtige Stelle zu setzen und ihm die die richtigen Herausforderungen zu geben, bei denen er seine Stärken nutzen und seine Talente weiterentwickeln kann.
Zu einer stärkenorientierten Führung gehört damit erstens das Erkennen der besonderen Fähigkeiten und Talente der eigenen Mitarbeiter. Dazu gehört zweitens, sich als Führungskraft verantwortlich zu fühlen für das „Ausbilden“ dieser Talente.
Die Forschungsarbeiten der letzten Jahrzehnte durch Gallup zeigen sehr deutlich, wann Mitarbeiter ein hohes Engagement zeigen: Wenn man sie nicht permanent verändern will, sondern sich ihrer Stärken besinnt, diese weiterentwickelt und dafür sorgt, dass ihre Schwächen keinen Einfluss auf ihre Leistung haben.
Die Stärken eines Mitarbeiters erkennt man z.B. sehr gut durch Beobachtung seines Verhaltens: Was fällt ihm leichter als anderen? Welche Art von Aufgaben geht er mit hoher Eigenmotivation an? Auf welchem Gebiet erzielt er Erfolg ohne erkennbare Anstrengung? Die genaue Beobachtung ist wichtig, denn eine Stärke wird besonders bei „Gebrauch“, also an der Lösung eines Problems sichtbar.
Gelingt es einer Führungskraft, die Stärken eines Mitarbeiters mit den Anforderungen einer Tätigkeit zur Deckung zu bringen, resultiert daraus erstens eine sehr hohe Eigenmotivation des Mitarbeiters. Es ist letztlich einfach: Wenn wir das tun, was uns leicht von der Hand geht und uns Energie gibt, gehen wir engagiert und zielstrebig ans Werk.
Zweitens erzielen Mitarbeiter, die ihr Können zur Entfaltung bringen können, sehr viel bessere Leistungen als Mitarbeiter, die sich bei bestimmten Aufgaben schwer tun, weil sie entweder nicht über das nötige Talent oder die entsprechenden Fähigkeiten verfügen.
Drittens erfordert stärkenorientiertes Führen auf lange Sicht wesentlich weniger Kraft und Zeit. Durch die intrinsische Motivation der Mitarbeiter muss die Führungskraft viel weniger Zeit damit verbringen, den Mitarbeiter durch Kritik und Steuerung zu besseren Leistungen zu führen. Im Gegenteil, das selbstverantwortliche Handeln des Mitarbeiters wird enorm gestärkt.
Erkennen der Talente und Begabungen eines Mitarbeiters durch wertschätzendes Beobachten seines Verhaltens. Dadurch entsteht ein Stärkeprofil über den jeweiligen Mitarbeiter. Diese Fremdeinschätzung kann durch eine Selbsteinschätzung des Mitarbeiters ergänzt werden (z.B. durch Stärkentools wie den StrengthsFinder®). Ein weiterer Aspekt ist auch das Erkennen der Motive und Bestrebungen der Mitarbeiter.
Stärkenorientiertes Feedback beinhaltet erstens, den Mitarbeiter nicht nur für erfolgreiche Leistungen wertschätzen, sondern vor allem die Stärken hervorzuheben, die dem Mitarbeiter diese Leistung ermöglicht haben. Der Einsatz der Stärken wird durch diese Art des Feedbacks noch zusätzlich bestärkt. Stärkenorientiertes Feedback beinhaltet zweitens, mangelnde Leistung so anzusprechen, dass eine echte Verbesserung einsetzt und der Mitarbeiter erkennt, wie er andere Fähigkeiten einsetzen kann um auch andere Ergebnisse zu erzielen.
Stärkenorientierte Mitarbeitergespräche mit Zielvereinbarungen beinhalten den Blick zurück auf das Geleistete und den Blick nach vorne auf die Ziele. Besonders ist aber, dass beim Blick zurück geklärt wird, welche Stärken dem Mitarbeiter geholfen haben, die erreichten Leistungen zu erzielen. Und beim Blick nach vorne besprechen Führungskraft und Mitarbeiter im Rahmen des Mitarbeitergesprächs, welche Stärken beim Erreichen der Ziele genutzt oder weiterentwickelt werden können.
Stärkenorientiertes Coaching ist ein Instrument, das Führungskräfte einsetzen, um ihre Mitarbeiter dabei zu unterstützen, Probleme selbstständig zu lösen und Ziele zu erreichen. Die Aufgabe der Führungskraft ist dabei, ihrem Mitarbeiter gute Fragen zu stellen, die dem Mitarbeiter helfen, seine eigenen Ressourcen sowie Stärken zu erkennen und Wege zu finden, um Herausforderungen selbstständig zu meistern.
Stärkenorientierte Mitarbeiterentwicklungsgespräche unterscheiden sich von herkömmlichen Mitarbeitergesprächen vor allem durch einen intensiveren Fokus auf die Entfaltung von Talenten und die Weiterentwicklung von Stärken. Der Blick wird nur dann auf die Schwächen gerichtet, wenn eine Schwäche die Leistung eines Mitarbeiters beeinträchtigt und er sie durch seine Stärken nicht ausgleichen kann.
Stärkenorientierung vorleben im Berufsalltag. Die stärkste Kraft einer Führungskraft ist sicher, den eigenen Mitarbeitern vorzuleben, worüber sie redet. Das gilt ebenso für den Stärkensatz. Es gibt einfache, aber wirkungsvolle Dinge, die Sie tun können, um ihrem Team mit gutem Beispiel voranzugehen: